Milder Winter auch im historischen Gewächshaus der Wilhelma
Kamelienschau legt
Schnellstart ins neue Jahr hin
Die Kamelien kommen! Der milde Winter leistet ihren Knospen Vorschub.
Bereits Mitte Januar erblüht die altehrwürdige Sammlung der Stuttgarter
Wilhelma. Die Schnellstarter unter den Blüten inmitten eines Meeres an Knospen
aller Wachstumsphasen zeugen davon, welche Farbkraft in den nächsten Tagen und
Wochen sich entfaltet.
Leuchtendes Weiß, zartes Rosa und ein
Strauß an Rot-Tönen springt allerorten aus dem satten Dunkelgrün der Sträucher.
„Die Kamelien sind diesmal zeitig dran“, sagt Sonja Wegner, die als
Zierpflanzengärtnerin mit ihren Kollegen seit Jahren über das Gedeihen der wertvollen
Sammlung wacht. Jeweils 130 Sorten in unterschiedlichem Blütenkleid buhlen in
der Schau um die Gunst der Besucher. Die Hochblüte folgt Ende Januar und reicht
in den Februar.
Wer durch die historischen
Gewächshäuser lustwandelt, was einst König Wilhelm I. von Württemberg und
seinen adligen Gästen vorbehalten war, trifft hier auf lebende Zeitzeugen des
Monarchen. „Etwa 20 unserer Kamelien gehören zu den Originalpflanzen,
die der König 1845 von seinem Hofgärtner für die zum Botanischen Garten
wachsende Wilhelma beschaffen ließ“, erzählt Wegner, „zum Beispiel die Sorten ,Roi
de Belges‘ und ,Elegans‘.“ Gerade bei deren hohen Stämmen ist es die Kunst der
Wilhelma-Gärtner, die Sträucher immer so zu schneiden, dass sie für den
begrenzten Platz im Gewächshaus in Form bleiben und kraftvoll neu austreiben.
„Wir schneiden sie bereits im Frühjahr nach der Blüte“, sagt die Fachfrau. „Im
Herbst laufen wir sonst Gefahr, schon den neuen Knospenansatz mit wegzunehmen.
Dann bleibt die nächste Blüte aus.“
Der Import der aus den Gebirgsregionen
Chinas, Japans und Nepals stammenden Kamelien war einst höchst mühsam. Sie
werden nicht aus Samen gezogen. Die Vermehrung erfolgt durch das Einpflanzen
abgeschnittener Zweige. Die Seefahrer mussten sie deswegen als lebende Pflanzen
heil über die Weltmeere nach Europa bringen. Die Portugiesen waren im 16.
Jahrhundert die ersten, denen das gelang. Als Konsequenz verfügen die Ableger
in Europa über das identische Erbgut der Stammpflanze in Asien. Die älteste nachgewiesene
Sorte ist die Camellia japonica „Hagoromo“. Sie
wurde 1695 in Japan gezüchtet und durchläuft demnach den Jungbrunnen ihrer Gene
schon seit 320 Jahren.
Quelle und Fotos: Wilhelma
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