Königliche Tradition zum Jahreswechsel
Weißer Flieder erblüht im
Wintergarten der Wilhelma
Zierpflanzengärtnerin Jasmin Langhammer sorgt für den
weißen Flieder im
historischen Wintergarten der Wilhelma.
(Foto: Wilhelma)
Als Auszeit von den
trubeligen Feiertagen bietet sich der Wintergarten der Stuttgarter Wilhelma „zwischen
den Jahren“ besonders an: In sattes Grün setzen die Christsterne das kräftige
Rot der Weihnachtszeit. Der frisch
erblühte Flieder bringt jetzt das Weiß des Winters hinein und verströmt bereits
den Duft des Frühlings.
Die angenehmen
Temperaturen in dem historischen Gewächshaus von König Wilhelm laden zum Verweilen
ein. Wer sich das süße
Aroma in die Nase steigen lassen will, kann dabei dem Plätschern des Koi-Teichs
lauschen und das Sonnenspiel auf Palmwedeln und Bananenstauden genießen.
Das
genaue Timing der Fliederblüte zur Weihnachtszeit bedarf großen gärtnerischen
Geschicks, denn das Ölbaumgewächs aus Asien und Südosteuropa treibt sonst erst
im Frühjahr aus. Gut einen Monat Frost brauchen die Pflanzen, gefolgt von
mehreren Wochen mit rund 25 Grad Wärme, damit sie austreiben. Für die
vorgezogene Blüte genügte es früher, die Pflanzen in der herbstlichen Kälte
draußen stehen zu lassen und im Advent in ein Warmhaus zu holen. Bei dem
zuletzt milden Klima müssen die Wilhelma-Gärtner kreativ sein. Damit er bereits
zum Jahreswechsel seine Pracht entfaltet, gaukeln sie dem Flieder im Herbst
einen Winter vor. Die Saisonfolge lässt sich dank Kühlraum und Anzuchtgewächshäusern
hinter den Kulissen des Zoologisch-Botanischen Gartens im November und Dezember
simulieren.
Diese königliche Freude für die Sinne im kargen Winter hat eine
lange Tradition. Schon Wilhelm I. von Württemberg, der Erbauer der Wilhelma,
ließ hier vor rund 150 Jahren den weißen Flieder regelmäßig zum Jahreswechsel
blühen. Der gärtnerische Kniff damals: Im Winter brachte ein Warmwasserbad für
die Wurzeln die Pflanzen nach dem Frost auf Trab. Der „Gemeine Flieder“ war
1560 von einem kaiserlichen Gesandten erstmals von Konstantinopel nach Wien
gebracht worden. Danach fand er in Mitteleuropa zunächst vor allem in Bauerngärten
Anklang. Züchter machten den Flieder durch Kreuzungen in verschiedensten Blütenfarben
dann ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Zierstrauch in Privatgärten beliebt.
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