Freitag, 1. Januar 2016

Weißer Flieder im Wintergarten der Wilhelma



Königliche Tradition zum Jahreswechsel 
Weißer Flieder erblüht im Wintergarten der Wilhelma


Zierpflanzengärtnerin Jasmin Langhammer sorgt für den
weißen Flieder im historischen Wintergarten der Wilhelma.  
(Foto: Wilhelma)

Als Auszeit von den trubeligen Feiertagen bietet sich der Wintergarten der Stuttgarter Wilhelma „zwischen den Jahren“ besonders an: In sattes Grün setzen die Christsterne das kräftige Rot der Weihnachtszeit. Der frisch erblühte Flieder bringt jetzt das Weiß des Winters hinein und verströmt bereits den Duft des Frühlings.

Die angenehmen Temperaturen in dem historischen Gewächshaus von König Wilhelm laden zum Verweilen ein. Wer sich das süße Aroma in die Nase steigen lassen will, kann dabei dem Plätschern des Koi-Teichs lauschen und das Sonnenspiel auf Palmwedeln und Bananenstauden genießen.

Das genaue Timing der Fliederblüte zur Weihnachtszeit bedarf großen gärtnerischen Geschicks, denn das Ölbaumgewächs aus Asien und Südosteuropa treibt sonst erst im Frühjahr aus. Gut einen Monat Frost brauchen die Pflanzen, gefolgt von mehreren Wochen mit rund 25 Grad Wärme, damit sie austreiben. Für die vorgezogene Blüte genügte es früher, die Pflanzen in der herbstlichen Kälte draußen stehen zu lassen und im Advent in ein Warmhaus zu holen. Bei dem zuletzt milden Klima müssen die Wilhelma-Gärtner kreativ sein. Damit er bereits zum Jahreswechsel seine Pracht entfaltet, gaukeln sie dem Flieder im Herbst einen Winter vor. Die Saisonfolge lässt sich dank Kühlraum und Anzuchtgewächshäusern hinter den Kulissen des Zoologisch-Botanischen Gartens im November und Dezember simulieren.

Diese königliche Freude für die Sinne im kargen Winter hat eine lange Tradition. Schon Wilhelm I. von Württemberg, der Erbauer der Wilhelma, ließ hier vor rund 150 Jahren den weißen Flieder regelmäßig zum Jahreswechsel blühen. Der gärtnerische Kniff damals: Im Winter brachte ein Warmwasserbad für die Wurzeln die Pflanzen nach dem Frost auf Trab. Der „Gemeine Flieder“ war 1560 von einem kaiserlichen Gesandten erstmals von Konstantinopel nach Wien gebracht worden. Danach fand er in Mitteleuropa zunächst vor allem in Bauerngärten Anklang. Züchter machten den Flieder durch Kreuzungen in verschiedensten Blütenfarben dann ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Zierstrauch in Privatgärten beliebt.


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