Klaus Steinke:
Teehaus, Tanz und Berg der Wahrheit
Teehaus, Tanz und Berg der Wahrheit
Zeitreisen rund um die Stuttgarter Weissenburg
Weissenburg
- was sagt das dem Stuttgarter? Aussicht, Ausflugsziel, Park, Spielplatz,
Teehaus mit Einkehrmöglichkeit natürlich. Aber dieser Platz, der schon seines Blicks
wegen mit dem Schweizer Rigi verglichen wurde, wie man in diesem umfangreichen
Buch nachlesen kann, hat auch eine reiche Geschichte vorzuweisen.
Sehr unterschiedliche Lebenswege
kreuzen sich hier auf diesem Stuttgarter »Berg der Wahrheit«. Außer dem Teehaus
und dem Marmorsaal stand im Weissenburgpark einst die stattliche Villa des
Seifenfabrikanten Ernst von Sieglin. Und davor ging die Geschichte (mindestens)
bis zu den Kelten und zu einer einstigen Burg zurück.
Autor Klaus Steinke hat sich
unheimlich Mühe gegeben, so viel wie möglich über diesen Ort herauszubekommen.
Und man muss sagen, seine Arbeit hat sich gelohnt. So ausführlich beschrieben und
dokumentiert wünscht man sich manch andere Ortsbeschreibung auch.
Stauferburg, keltischer
Sonnenkult, Villa und Privatpark eines Seifenpulvererfinders, Sitz des
französischen Ortskommandanten, Zentrum des Avantgardetanzes. Soweit nur die
Stichworte und damit praktisch auch das Inhaltsverzeichnis des gewichtigen
Text-Bildbandes. Je mehr man über den Hügel der Stuttgarter Weissenburg weiß,
desto leichter gibt er die Geheimnisse seiner mehr als 2500-jährigen Geschichte
preis. Dabei helfen über 450 phantastische Fotografien aus 140 Jahren.
Buchgestalterisch hat das Werk einige
Besonderheiten aufzuweisen. Das beginnt schon mit dem außergewöhnlich
gestalteten Inhaltsverzeichnis, in das man sich zwar erst einlesen muss, das
aber, wenn man es begriffen hat, gleich zu Anfang in die Besonderheiten
einführt.
Nützlich für den Leser sind die
beschriebenen Spaziergänge durch die Anlage, mitsamt den Warnungen vor steilem
Gelände, für das der Autor stabiles Schuhwerk und alpine Erfahrung empfiehlt. Aber
so an die Hand genommen stochert der Interessierte nicht im Nebel der doch
großen Anlage, sondern wird direkt zu den Orten hingeführt, an denen es etwas
besonderes zu sehen - oder zumindest zu erinnern - gibt. Passend dazu die
Kartenskizzen und die Angaben zu Weglänge, Zeit und Höhenmeter im „Auf- und
Abstieg“. Auf vielen Fotos und Plänen sind Hinweise zu früheren Orten
angebracht, wo sich etwas bemerkenswertes befand.
Der größte Teil des Buches ist demjenigen
gewidmet, der wohl am meisten präsent ist, am bekanntesten ist und am meisten
für die Weissenburg gemacht hat: Der Seifenfabrikant Ernst von Sieglin. Als er
in seine Heimatstadt Stuttgart zurück zog, hatte er seine Geschäfte bereits angestellten
Geschäftsführern übergeben und führte das Leben eines reiche Privatiers. Er hat
mit seiner Familie ein großbürgerliches, ja fast feudal zu nennendes Leben gelebt;
gleichzeitig war er aber ein großer Mäzen und Förderer, was er in seiner
Bescheidenheit gar nicht so sehr publik machte. Steinke sei Dank, das man von
manchem nur jetzt hinterher erfährt.
Später war die Villa Weissenburg und ihr
Park ein Zentrum des damals neuen und spektakulären Ausdruckstanzes mit der
Tanzpersönlichkeit Ida Herion. Der Fotograf Paul Isenfels hat hier
bemerkenswerte Fotos gemacht und diese Zeit und Kunstform vielleicht vor dem
Vergessen bewahrt. Nach dem Krieg nutzten die Besatzungsmächte die Villa - sie
wusste halt auch wie es sich standesgemäß lebt.
In der betonaffinen Zeit nach dem Krieg, als
vieles zerstört wurde, das man heute gerne wieder hätte, wurde die Villa dann
abgerissen: 1956 verkaufen die Sieglin-Erben ihren Besitz an die Stadt. Der
Park wurde im Zuge der Bundesgartenschau 1961 in eine öffentliche Grünanlage
umwandelt und das Teehaus saniert - als öffentlichen Ausschank für „Milch und
ähnliche Getränke“. Südmilch war auch hier das Stichwort, auch diese Firma gibt
es heute nicht mehr.
Und heute? - Heute ist die Anlage
mit dem Teehaus ein beliebtes Ausflugsziel für die ganze Familie.
Mit Originalbeiträgen von Ida
Herion, Paul Isenfels, Reinhard Gunst und Sabine Lutzeier, zahlreichen
abgebildeten Dokumenten und Plänen, zeitgenössischen und aktuellen Fotos.
Klaus Steinke: Teehaus, Tanz
und Berg der Wahrheit. Zeitreisen rund um die Stuttgarter Weissenburg.
Mit Beiträgen von Ida Herion, Paul Isenfels, Reinhard Gunst und Sabine Lutzeier.
280 Seiten, ca. 460 Abbildungen, Format 21,5 x 23,5 cm, Hardcover. Silberburg-Verlag,
Tübingen. ISBN-13: 978-3-8425-2095-0. € [D] 34,99, € [A] 36,00, sFr 47,90.
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