Montag, 20. Juli 2015

STUTTGART UND OTTO DIX: SELBSTBILDNIS MIT PALETTE VOR ROTEM VORHANG

STUTTGART UND OTTO DIX:
GEMÄLDE »SELBSTBILDNIS MIT PALETTE VOR ROTEM VORHANG« GEHÖRT NUN DEM KUNSTMUSEUM STUTTGART

Dank der großzügigen Unterstützung durch die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Landeshauptstadt Stuttgart und die Wüstenrot Stiftung ist es gelungen, das Werk dauerhaft für die Öffentlichkeit zu sichern.


»Dix’ Gemälde ist ein künstlerisches und zeitgeschichtliches Dokument ersten Ranges und ein Schlüsselwerk im Œuvre des Malers«, sagt Dr. Ulrike Groos, Direktorin des Kunstmuseum Stuttgart. »Ich freue mich deshalb sehr, dass das Werk auch weiterhin der bedeutenden Dix-Sammlung in Stuttgart erhalten bleibt. Der Weggang dieses Gemäldes hätte nicht nur für den Bestand des Museums, sondern auch für die Landeshauptstadt Stuttgart einen schmerz-lichen Verlust bedeutet. Mein Dank gilt den großzügigen Geldgebern. Und auch den Besitzern möchte ich dafür danken, dass sie uns das Werk seit 1980 überlassen haben und es nun in unsere Hände geben.«

Seit 35 Jahren befand sich das Gemälde »Selbstbildnis mit Palette vor rotem Vorhang« (1942) von Otto Dix als Dauerleihgabe im Kunstmuseum Stuttgart. Die Besitzer hatten sich vor einiger Zeit dazu entschlossen, das Werk zu verkaufen und es zuerst dem Museum anzubieten. Der Erwerb des zentralen Gemäldes konnte mit Mitteln der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Landeshauptstadt Stuttgart sowie der Wüstenrot Stiftung getätigt werden.

»Wir unterstützen gerne den Ankauf des Gemäldes von Otto Dix, das zur Bereicherung der hochkarätigen Sammlung des Kunstmuseum Stuttgart beiträgt«, berichtet die Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport der Stadt Stuttgart Dr. Susanne Eisenmann. »Nur mit gemeinsamer Unterstützung wird es uns auch weiterhin gelingen, den Bürgern der Region wichtige Kunstwerke nahe zu bringen und Stuttgarts Image als lebendige Kultur- und Kunststadt zu festigen.«

Das bekannte Selbstbildnis nimmt im Schaffen von Otto Dix (1891–1969) eine herausragende Stellung ein. Der Künstler malte es 1942 in seinem Atelier in Hemmenhofen am Bodensee. Dorthin war Dix 1936 mit seiner Familie gezogen, nachdem er von den Nationalsozialisten aus seinem Amt an der Dresdener Kunstakademie vertrieben worden war und seine Werke als »entartet« diffamiert wurden. Heute betreibt das Kunstmuseum Stuttgart in dem Anwesen seine Außenstelle, das Museum Haus Dix.

»Selbstbildnis mit Palette vor rotem Vorhang« ist das letzte der bedeutenden Selbstporträts, die Dix seit den frühen 1920er-Jahren angefertigt hat. Entstanden auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs stellt sich Dix in dem Werk als blinder Seher dar, der den drohenden Untergang vorausahnt. Zugleich reflektiert er in dem Gemälde sein persönliches Schicksal im »Dritten Reich« sowie seinen Status als Maler von Zeitbildern. Das Bild gehört zu den intensivsten Porträts des Künstlers, da Dix seine ganze Ausdruckskraft auf die Wiedergabe der dunklen Augenpartie gelegt hat. Es zählt zu den Hauptwerken innerhalb des einzigartigen Bestands von Dix-Werken im Kunstmuseum Stuttgart. Beginnend mit dem frühen Werk »Selbstbildnis als Soldat« aus dem Jahr 1914 lassen sich anhand der Sammlung Leben und Werk des Künstlers von den Anfängen in Dresden bis in die letzten Lebensjahre am Bodensee aufzeigen.

»Kaum ein anderes Gemälde symbolisiert Otto Dix’ aufgezwungene innere Emigration für mich so eindrucksvoll wie sein Selbstbildnis von 1942. In der düsteren Vulkanlandschaft scheint die zerstörerische Kraft des Krieges auf, Dix lässt den Betrachter tief in sein Inneres blicken: Sichtlich gealtert, wirkt der Künstler grüblerisch, verzagt, mitgenommen. Mir war es wichtig, dass dieses intime Bildnis aus den Kriegsjahren weiter an der Seite von Dix’ früheren, im Ausdruck so andersartigen Werken gezeigt werden kann«, sagt Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, anlässlich der Erwerbungsförderung.

Auch Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung, freut sich über die Sicherung des Werks für Stuttgart: »Das Selbstporträt Dix’ kann an dem Ort bleiben, an dem es seine größte Strahlkraft entfaltet: in der Sammlung des Kunstmuseum Stuttgart mit seinem einzigartigen Dix-Bestand. Der aktuelle Ankauf entspricht damit einer ›Bewahrung‹ in Museumsbesitz, die Ernst von Siemens so wichtig war. Das Vermächtnis des Mäzens und Unternehmers sowie die großzügige Unterstützung der Siemens AG erlaubten es, die Möglichkeit zum Ankauf entschlossen wahrzunehmen.«

Joachim E. Schielke und Philip Kurz von der Wüstenrot Stiftung betonen: »Das Selbstbildnis von 1942 ist eines der wichtigsten Gemälde von Otto Dix. Ein Verkauf aus der Sammlung des Kunstmuseum Stuttgart sollte verhindert werden. Wir haben deshalb gerne mitgeholfen, dass dieses Werk der Dix-Sammlung und damit der Öffentlichkeit in Stuttgart als bedeutendes kulturelles Erbe erhalten bleibt.«


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