Irene Ferchl:
Erzählte Stadt
Stuttgarts
literarische Orte
Was haben Goethe,
Casanova, Hegel, Musil, Rimbaud und viele, viele andere Schriftsteller mehr
miteinander zu tun? Eigentlich nicht viel, außer - dass sie alle eine Beziehung
zu Stuttgart hatten.
Irene Ferchl hat
alles zusammengetragen. 75 Schriftstellerinnen und Schriftsteller hat sie
dingfest gemacht und ist ihren literarischen und Lebensspuren in Stuttgart
nachgegangen.
Wo findet man in Stuttgart Erinnerungen an
Schriftstellerinnen und Schriftsteller? Gibt es Wohnhäuser von Dichtern?
Schauplätze in Romanen? Wer hat überhaupt hier gelebt und gearbeitet oder war
zu Gast? Und hat vielleicht einen Kommentar über die Stadt und ihre Bewohner
abgegeben?
Der Schiller und der Hegel, der Uhland und der Hauff, die
sind bei uns die Regel, die fallen gar nicht auf
Tja, alle 4 Dichter aus diesem bekannten, und eigentlich
ganz unschwäbisch unbescheidenen Reim sind in diesem - übrigens ausnehmend
schön gemachten Büchlein vertreten. Aber wie gesagt noch viele, viel andere. Einiges
aus ihrem Leben bzw. ihrer Beziehung zu Stuttgart ist bekannt: Schiller floh
vor dem Herzog, Mörike zog zehnmal um, Hauff erdachte aus Langeweile Märchen
und Musil seinen »Törleß«, Goethe beeindruckte mit seiner Rezitation und
Ringelnatz im Varieté. Beckett drehte beim SDR, Andersch und Heißenbüttel
erneuerten den Hörfunk. Hermann Lenz flanierte am liebsten durch die Straßen.
Ottilie Wildermuth lernte kochen, Jella Lepman arbeitete als Redakteurin im
Tagblatt-Turm, Marianne Ehrmann und Emma von Suckow führten Salons in Garten
oder Kaserne. Jean Paul liebte die Silberburg, Lenau den Spargel. F. C. Delius
weilte in Stuttgart wegen des Siemens-Prozesses, Casanova verließ es eilends
wegen Spielschulden. Balzac kam zur Kur, Rimbaud zum Deutschstudium, W. G.
Sebald, um das Literaturhaus zu eröffnen; Schorlaus Kommissar wohnt überm
»Basta« und Polityckis Held speist beim »Brunnenwirt«.
Das Buch ist mit zeitgenössischen Porträts, Zeichnungen und
Fotos, der Literaten illustriert. Am Schluss gibt es dankbarerweise ein
Personenregister und im Anhang ein Literaturverzeichnis für diejenigen, die auf
den Geschmack gekommen sind und weiterlesen möchten. Zu den Orten führen
Ausschnitte aus dem Stadtplan.
Eines aber wundert den Autor dieser Zeilen, zwar
kein Lokalpatriot im üblichen Sinne, aber immer am Ausgleich interessiert: Gab
es wirklich nur in der engeren Stadt und in Bad Cannstatt Schriftsteller? In
keinem anderen Vorort der Stadt? Albrecht Goes zum Beispiel wird nur mit dem
nach ihm benannten Platz in Verbindung gebracht. Ok, dort wird an ihn erinnert.
Aber er lebte doch lange Zeit in Rohr. Gehen wir einfach mal davon aus, dass
purer Zeit- und Platzmangel im Buch die Autorin von literarischen Ausflügen außerhalb
der City abgehalten haben…
Schließlich war sicherlich eine große Fleißarbeit, über alle
angeführten Literaten etwas zu finden: Irene Ferchl erzählt in 75 kurzen
Kapiteln von Menschen und Ereignissen, führt zu meist vergessenen literarischen
Orten und verlockt zu weiterer Lektüre. Das Buch ergänzt das Projekt »Erzählte Stadt«, das während des 35. Deutschen
Evangelischen Kirchentags im Juni 2015 in Stuttgart stattgefunden hat.
Zur Autorin:
Irene Ferchl, am Bodensee geboren, studierte in Stuttgart
und arbeitet dort als freie Kulturjournalistin. 1993 gründete sie das
»Literaturblatt für Baden-Württemberg« und ist bis heute dessen
Chefredakteurin. Sie war Projektleiterin von Literaturfestivals und hat mehrere
literarische Reiseführer u. a. zu Droste-Hülshoff, Stuttgart und Mörike
verfasst sowie Anthologien herausgegeben, zuletzt »Geschichten aus Stuttgart«.
Irene Ferchl: Erzählte Stadt. Stuttgarts
literarische Orte. 136 Seiten, 84 teils farbige Abbildungen, fester Einband. Silberburg-Verlag,
Tübingen und Karlsruhe. ISBN 978-3-8425-1382-2. € 12,90
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Reisen und was schön daran ist, Artikel über die Welt der Alpen, Artikel über Baden-Württemberg, Besprechungen von Reise- und Wanderliteratur, Artikel über Stuttgart, Artikel und vor
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Fotografie; außerdem wird auf den englischsprachigen
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