Hochklassige Artistik,
Comedy und Poesie
Er ist wieder da: Zum
22. Mal gastiert der Weltweihnachtscircus zum Jahreswechsel auf dem Cannstatter
Wasen. Artisten der internationalen Spitzenklasse zeigen bis zum 6. Januar in
insgesamt 64 Vorstellungen in der Manege spektakuläre, atemberaubende, heitere
und poetische Nummern.
Es ist diese Mischung, die die Zuschauer jedes Jahr aufs
Neue fasziniert. Für viele ist der Zirkusbesuch zwischen den Jahren schon zu
einer festen Tradition geworden. Und der Erlös der Premiere vom 5. Dezember
geht wie in den vergangenen Jahren ans Stuttgarter Kinderkrankenhaus Olgäle.
Produzent Henk van der Meyden übertreibt nicht, wenn er
sagt, dass „wir stets für Überraschungen“ sorgen. Eigentlich war auch eine
spektakuläre Motorrad-Freestyle-Nummer vorgesehen, die aber aus Sicherheitsgründen
einen Tag vor der Premiere abgesagt werden musste. Trotzdem gibt es wieder
genug Neues und Überraschendes, von der Hundenummer mit Rosi Hochegger bis zur
spektakulären Handstand-Akrobatik von Concerto Black & White aus China. Da stockt dem Publikum angesichts
der Höchstleistungen doch immer wieder der Atem beim laut Veranstaltern größten
internationalen Zirkusfestival in Deutschland.
Aber eine schmerzliche Lücke gibt es. Der
Weltweihnachtscircus, eine Produktion von Stardust International, trauert um
den am 18. Juli plötzlich verstorbenen Moderator Peter Goesmann. Zwei
Jahrzehnte lang hat er den Zirkus geprägt mit seinen Ansagen. Der schmucke
Herr, der während der Show mehrmals seinen Frack wechselte, war das Gesicht des
Zirkus. Er hat die Besucher quasi an die Hand genommen und durch die Show
geführt, Umbaupausen gefüllt und am Ende auch selbst mal in einer lustigen
Nummer mitgespielt.
Was da fehlt, merkt man jetzt erst. Während Umbauten bleibt
es still, die Artisten kündigen jetzt selbst die Nummern ihrer Kollegen an, was
zum Teil äußerst unprofessionell wirkt. Der andere Teil der Ansagen wirkt
dagegen klar und professionell, wenn auch ein wenig distanziert. Da kommt dann
die Stimme des SWR-Rundfunkmoderators Stefan Siller aus dem Off.
Es ist gut, dass die Produzenten nicht gleich einen neuen
Moderator eingesetzt haben. Dies ist eine Verbeugung vor Peter Goesmann, dessen
Größe und Professionalität dadurch umso deutlicher wird. Klar ist aber auch,
dass eine andere Regelung für die Ansagen gefunden werden muss. Aber nicht nur
in der Manege ist der Verlust spürbar, auch hinter den Kulissen war Goesmann
eine Integrationsfigur. „Diese Stimme.
Seine Persönlichkeit und seine Liebe zum Zirkus werden uns auch weiterhin
begleiten“, erklären die Veranstalter.
Die besten Artisten der Welt treten in Stuttgart auf.
Das neue Programm ist eine fulminante und temporeiche
Mischung aus hochklassiger Artistik, Comedy, Show und Poesie. Einen ersten
Höhepunkt gleich am Anfang setzen die Trampolinartisten „catwall“, die sich an
einem haushohen Gerüst austoben: die
Seitenwand nutzen sie als Laufsteg, lassen sich ganz nach oben hochschnellen –
und das alles in einem atemberaubenden Tempo. Sechs Artisten fliegen kreuz und
quer durch das Haus. Damit gelingt es der lustigen Truppe, das Publikum völlig
aus dem Häuschen zu bringen. Spaß haben die Zuschauer reichlich – mit den
bewährten Clownnummern von Fumagalli und Daris. Aber auch Rosi Hochegger mit
ihren Hunden und dem schlafenden Pferd, die Slapstick-Magie von Scott und
Muriell sowie Petra und Roland Duss mit ihrer lustigen Seelöwen-Nummer.
Im ersten Teil bestreitet die Familie Knie mit ihrer
Freiheitsdressur außergewöhnliche Tiernummern. Arg sentimantal wird es, wenn
Maycol Errani seine Tochter vor seiner Darbietung mit einem Pony auftreten
lässt. Das gleitet doch zu sehr ins Kitschige ab. Aber Geraldine Knie und
Maycol Errani sind einfach Meister ihres Faches.
Im zweiten Teil führen 18 Chinesen ikarische Spiele vor, die
ihresgleichen suchen. Da wirbeln Artisten im Liegen ihre Kollegen so dynamisch
auf den Füßen herum, dass den Besuchern schon vom Zuschauen schwindelig wird.
Außergewöhnlich ist das Luftballett der Russin Anastasia Makeeva. Hoch oben im
Zirkuszelt haben schon im ersten Teil Luftakrobaten aus Nordkorea hochklassige
Flugartistik gezeigt.
Info:
Schluss ist am 6. Januar. Danach reisen einige der Artisten
zum Zirkusfestival nach Monte Carlo. Es gibt eine Nachmittags- und eine
Abendvorstellung. Zwischen dem 26. und 30. Dezember sowie dem 2. und 6. Januar
gibt es noch zusätzlich Matinée-Vorstellungen.
Die Karten kosten zwischen 23 und 59 Euro. Karten kann man bestellen
beim Circustelefon unter 0711 674 4770
oder beim Music Circus Concertbüro unter 0711 22 11 05. Infos auch unter www.weltweihnachtscircus.de.
Rainer Lang
Fotos: WWC Weltweihnachtszirkus, Thierry Bissat, Stardust.
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